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  • 26.04.2017

Lutherwegtag war zu Gast in Zerbst

Von Daniela Apel / Zerbster Volksstimme
Bereits 1522 predigte Martin Luther (1483-1546) in Zerbst vor seinen Ordensbrüdern im Augustinerkloster. Von dort aus verbreiteten sich seine Ideen in der zu jener Zeit größten und bedeutendsten Stadt Anhalts, die sich als erste zum reformatorischen Glauben bekannte. In den Gewölben des einstigen Klosters beginnt denn auch die Pilgertour, zu welcher die Gäste des siebten Lutherwegtages am frühen Sonnabendnachmittag aufbrechen.

Viola Tiepelmann nimmt die Gruppen mit auf die Spuren, die Luther in Zerbst hinterlassen hat. Getreu seinem Aufruf, sich um die Bedürftigen zu kümmern, lösten die Mönche das Augustinerkloster auf und verwandelten es in eine Pflegeanstalt. In dieser Tradition steht das Haus – die jetzige Senioreneinrichtung „Willy Wegener“ – noch immer, wie die Leiterin der Tourist-Information schildert.

Und während Luther das Zerbster Bitterbier genoss, sorgte er für weitere Veränderungen in der Stadt, die bis in die Gegenwart wirken wie die Gründung des ältesten protestantischen Gymnasiums. So wurde ganz in seinem Sinne aus dem Franziskanerkloster eine Schule, die zunächst stark von Philipp Melanchthon geprägt war und in der bis heute Schüler unterrichtet werden. „Auf diese besondere Bedeutung von Zerbst wollen wir hinweisen“, begründet Dr. Ekkehard Steinhäuser die Wahl der Stadt als Gastgeberort für den diesjährigen Lutherwegtag. Über 40 Teilnehmer aus sechs Bundesländern zählt die Veranstaltung, die von der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft ausgerichtet wird, der er als Präsident vorsteht. Sie kommen aus Bayern, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Hessen und natürlich Sachsen-Anhalt und damit aus den Regionen, über die sich der inzwischen über 2300 Kilometer lange Lutherweg erstreckt. Allein in Sachsen-Anhalt umfasst die eben auch durch Zerbst führende Route 410 Kilometer.

Zu verdanken sei dies all den Partnern, die das Projekt unterstützen, die Wege herrichten, ausschildern und erhalten, hebt Steinhäuser vor allem die Kommunen hervor. „Ich finde es auch toll, wenn Kirchgemeinden ihre Gotteshäuser für Pilger off en halten“, ergänzt er. Denn es sei wichtig, Pilgern einen Ort zur Einkehr anzubieten. „Und ich weiß, dass das mit viel Arbeit verbunden ist.“ Gerade im Kirchenkreis Zerbst existieren viele „Entschlossene Kirchen“ – so der Name der 2005 in Polenzko gegründeten Stiftung. Dort befindet sich mit der Weihnachtskirche eine der Themenkirchen im Zerbster Umland. Andere sind Bestandteil des Projektes „Lichtungen“, bei dem zeitgenössische Glaskünstler Fenster für einzelne Gotteshäuser gestalten, wie Pfarrer Albrecht Lindemann in seinem Grußwort anmerkt.

So gibt es auf dem hiesigen Lutherweg einiges zu entdecken für die religiösen Wanderer, deren Zahl nicht abreißt. „Man kann belegen, dass Pilgern im Trend ist“, sagt Ekkehard Steinhäuser. „Dabei merken wir, dass sich zunehmend Gruppen auf den Weg machen“, blickt er auf eine neue Herausforderung voraus: die Ausbildung von Pilgerführern. Als eine solche agiert Viola Tiepelmann am siebten Lutherwegtag, der am Vormittag mit dem von Bläserklängen eingerahmten Festvortrag beginnt. Prof. Axel Noack, früherer Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, widmet sich den „Gesellschaftlichen Folgen der Reformation“, die in Zerbst zu spüren sind.

Fotos: Grit Gröbel

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