
- 01.08.2017
Von Großkochberg nach Rudolstadt
Pilgern mit Luther – das war das Motto der ersten Lutherwanderung im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt am 1. Juli. In Begleitung von Landrat Marko Wolfram und Superintendent Michael Wegner legten über 100 Wanderer die Strecke von Großkochberg nach Rudolstadt zurück. „Martin Luther war gar nicht für das Pilgern“, begrüßte augenzwinkernd der Superintendent die Teilnehmer – und übernahm hernach den spirituellen Teil mit kurzen Andachten, Liedern und Gebet in den Kirchen von Großkochberg, Teichweiden und Rudolstadt.
Dort begrüßte der Reformationsbeauftragte für Südthüringen, Peter Taeger, als Initiator der Wanderung die Wanderpilger. „Wir wollten mit dieser Wanderung eine neue Tradition begründen und ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr erneut loslaufen werden“, kündigte er an. Kaum ein Wanderer war dabei, der sich nicht für nächstes Jahr schon die Teilnahme vorgenommen hätte.
Der Kirchenkreis Rudolstadt-Saalfeld und die Rudolstädter Ortsgruppe des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins hatten den Tag organisiert – maßgeblich unterstützt vom Landkreis, der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel und der Stadt Rudolstadt. Zu den prominenten Teilnehmern zählten deshalb auch Bürgermeister Toni Hübler und Landrat Marko Wolfram, der die Wanderung eröffnete und dabei für regionale Produkte rund um Luther warb: Eine Lutherrose, die bei Anker in Rudolstadt hergestellt wird, und der Porzellan-Knuffel-Luther von Wagner und Apel aus Lippelsdorf waren am Ende der Tour im Gemeindehaus in Rudolstadt erhältlich. „Wir produzieren jetzt das ganze Jahr den Knuffel-Luther, da können wir auch mal mit Luther wandern“, sagte Prokuristin Marika Rosenbusch, die mit Regina Kästner und ihrer derzeitigen Praktikantin aus Island kräftig mit aus schritten. Der Thüringer Gebirgs- und Wanderverein, Ortsgruppe Rudolstadt, war mit der Vorstandsvorsitzenden Regina Heller, Wanderleiter Bernd Wiesel und weiteren Aktiven des Vereins bei der Wanderung aktiv.
Zum Abschluss der Tour wurde der Luther-Trunk vom „Grosch“ in Rödental angeboten. Brauereichef Christoph Pilarzyk hatte fünf Kästen des speziellen Bieres spendiert – liegt doch seine Brauerei in Rödental auch am hiesigen Lutherweg. Und dort – im damaligen Gasthof zum Ochsen - war 1530 das Gefolge des Kurfürsten eingekehrt, das auf dem Weg von Wittenberg zum Augsburger Reichstag zuvor über Saalfeld und Gräfenthal nach Coburg gereist war.
Im damaligen Zug des Kurfürsten war auch ein Ritter der Region: Heute nur noch wenigen bekannt, war Friedrich von Thüna, gebürtig in Obernitz und Herr auf der Weißenburg und zu Lauenstein, eine wichtige Person in der Reformationsgeschichte: 1521 nach dem Reichstag zu Worms, war er, engster Vertrauter des Kurfürsten Friedrich dem Weisen, einer der Initiatoren bei der Entführung Luthers auf die Wartburg und hat deshalb den Titel als „Luthers heimlicher Beschützer“.
„Die geheime und fingierte Entführung hatte so gut funktioniert, dass selbst der Kurfürst nichts von Luthers Aufenthalt wusste“, darauf wies Martin Modes vom Presse- und Kulturamt und Redakteur der Rudolstädter Heimathefte hin.
Die Schätze der Region begegneten den Wanderern in den Kirchen entlang des Weges. In Großkochberg zeigte Kirchenältester Johannes Beleites in der prächtigen Kirche mit dem Tonnengewölbe einen verschließbaren Klingelbeutel. In Teichweiden erläuterte Kirchenvorstandsmitglied Gisela Tietzel die Geschichte der spätgotischen Saalkirche. In Weitersdorf berichtete Familie Maschke über die Instandsetzung der Kapelle.
„Wie die Kirchen in Großkochberg und Teichweiden einmal ausgesehen haben könnten, das haben wir heute in der Bonifatius-Kapelle in Weitersdorf gesehen“, erläuterte der Direktor des Museums Heidecksburg, Dr. Lutz Unbehaun zum Abschluss schließlich in der Rudolstädter Andreaskirche. Er hatte die Wanderung „kunsthistorisch“ begleitet und wies auf die Vielzahl der Altarschätze aus der Saalfelder Schule um 1500 hin, die in den Kirchen der Region in großer Dichte zu erleben sind.
Zu den Teilnehmern hatte sich auch ein eigentlich prominenter Mitwanderer gesellt: Pfarrer Christfried Boelter vom Zentrum für spirituellen Tourismus in Reinhardtsbrunn. Wie er im Gespräch verriet, war er derjenige, der vor über zehn Jahren in Thüringen Anstoß und Initiative zum Thüringer Lutherweg gegeben hatte – und der als Gründervater des Thüringer Lutherweges die Wanderung gewissermaßen adelte.
Text: Martin Modes, Presse- und Kulturamt Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Tel. 03671 / 823 210, martin.modes@kreis-slf.de.